Beim verkaufsoffenen Sonntag in Burladingen trafen wir den Trigema Inhaber Wolfgang Grupp höchstpersönlich an der Kasse an.
Ein kurzes Gespräch und wir konnten ihn für ein Interview gewinnen, welches wir vor einigen Wochen direkt an der Firmenzentrale in Burladingen führen durften - Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!
Trigema wurde 1919 gegründet, somit steht nächstes Jahr (2019) das 100-jährige Jubiläum an. Wolfgang Grupp ist alleiniger Geschäftsführer in dritter Generation. Sein Großvater mütterlicherseits hatte das Unternehmen damals gegründet und an Wolfgang Grupps Vater weitergegeben. Seit 49 Jahren leitet er nun das Familienunternehmen.
Wir stellten ihm die Frage, was ihn in seinem Alter noch antreibt, sich so für das Unternehmen einzusetzen, statt sich zur Ruhe zu setzen. Außerdem hat Wolfgang Grupp am gleichen Tag Geburtstag wie Susi, so kamen wir über die Sternzeichen ins Gespräch. Er verriet uns, dass er als Widder nicht angetrieben werden muss, sondern sich von selbst antreibt. Das schönste im Leben sei für ihn nicht das Geld zu zählen, sondern das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Das Gefühl geben ihm seine Familie und seine Mitarbeiter. Seine beiden Kinder sind bereits seit Jahren fest integriert in der Firma Trigema.
Die Räumlichkeiten im Eingangsbereich zeigten uns, dass Trigema ein offenes Unternehmen ist. Für Entscheidungen gibt es kurze Wege. Wolfgang Grupp empfing uns im Großraumbüro an seinem Schreibtisch. Er begründete diese räumliche Struktur damit, dass er seine Mitarbeiter braucht und sie ihn brauchen. Alle Entscheidungen sind mit seinen Mitarbeitern abgesprochen und die Entscheidungen sind untermauert von den Meinungen seiner Mitarbeiter. Auf seinem riesigen Schreibtisch lag, als wir da waren, einiges an Papieren und wir sahen ein großes Telefon. Einen PC konnten wir nicht ausmachen.
Er verriet uns ein paar Fakten zum Unternehmen:
Ein Jahr nachdem er die Firma 1969 übernommen hat, lies er die damals noch vorhandenen einzelnen Büroräume entfernen.
Trigema beschäftigt ca. 1200 Mitarbeiter. Am Standort Burladingen sind es knapp 700 und in Altshausen 300 Mitarbeiter. In Rangendingen, das ist bei Hechingen sind es noch einmal 200 Mitarbeiter. In Altshausen und Rangendingen befinden sich reine Konfektionswerke.
Alle 4 Produktionsstufen finden in Burladingen statt.
1. Stoffherstellung
2. Färberei, Bleicherei, Ausrüstung
3. Veredelung, Druckerei, Stickerei
4. Konfektion
Außerdem sitzt die Verwaltung in Burladingen und auch der Versand wird von hier aus gemacht. 35 Personen arbeiten in der Verwaltung.
Randinformation: Burladingen selbst hat ca. 12.000 Einwohner.
Vor 30 - 40 Jahren gab es in Burladingen noch 26 Textilfabriken mit 3.600 Arbeitsplätzen. Heute gibt es nur noch ein Textilunternehmen in Burladingen.
Woran dieser Wandel liegt, wollten wir wissen und ob es an der Globalisierung liegen könnte. Die Meinung von Wolfgang Grupp ist konträr zu vielen anderen Unternehmern, die sich in Bezug auf die Globalisierung als Opfer sehen. Für ihn bedeutet Globalisierung eine Chance. Heute kann er in Länder liefern, an welche er zu Beginn seiner Unternehmensführung nicht liefern konnte. Er grenzt sich von der Konkurrenz z.B. von China durch die Produktion von innovativen Produkten ab. Sobald diese von einem Niedriglohnland adaptiert werden, muss er sich etwas Neues einfallen lassen. Somit ändert sich die Produktpalette von Trigema konstant und entwickelt sich nach „oben“ weiter. Masse sollte heutzutage nicht in einem Hochlohnland produziert werden, sonst wird ist das für das Unternehmen tödlich.
Die Kapazität wird bei Trigema konstant gelassen. Zu Lebzeiten von Wolfgang Grupp wird es keine Produktionserweiterung geben. Die letzte Produktionserweiterung fand im Jahre 2000 bei Trigema statt.
Das aktuellste innovative Produkt von Trigema ist das Cradle to Cradle, das kompostierbare Textil. Wolfgang Grupp ist sehr stolz, dass Trigema als erstes auf der Welt dieses Verfahren in der Textilherstellung angewendet hat. Es enthält keinerlei Giftstoffe. Bei der Kompostierung dieser Kleidung gehen 100 % in das Erdreich über, es entsteht ein Kreislauf und nähert das Erdreich.
Man entnimmt dem Erdreich die Baumwolle macht daraus ein textiles Teil und wenn der Verbraucher das nicht mehr braucht, gibt es wieder in den Komposthaufen und es kann neue Baumwolle entstehen.
Cradle to Cradle Produkte sind in den Trigema Läden speziell gekennzeichnet. Basis ist die Bio Baumwolle. Die gesamte Produktion unterliegt einer speziellen Kontrolle. Bei Cradle to Cradle bestehen gewisse Einschränkungen bei den Farben, da darauf geachtet wird, dass die Farben auch keinerlei Giftstoffe enthalten und natürlich kompostierbar sind. Auf unsere Fragen nach zentralen von Trigema zur Verfügung gestellten Sammelstellen erhielten wir ein Nein als Antwort. Wolfgang Grupp bezweifelt, dass der Verbraucher die Shirts in den Kompost werfen wird.
Nachdem die früheren Kunden, die Großen Kaufhauskönige wie Hertie, Karstadt und Horten untergegangen sind, auch Versandhäuser wie Neckermann und Quelle, hieß es für Trigema Umdenken, denn diese waren die tragenden Kunden der Textilindustrie.
Trigema wurde größter Lieferant bei den Discountern, allen voran ALDI. Er hat sich nie geweigert an die Discounter zu verkaufen, sowie die großen in der Textilbranche. Als diese dann Eigenmarken produziert haben wollten und diese natürlich billiger sein sollten, zog er sich aus diesem Bereich mit Trigema wieder zurück. Das war dann der Anfang der Testgeschäfte.
Nun hieß es, den Vertrieb zumindest teilweise selbst zu übernehmen. Die sogenannten Testgeschäfte, man könnte es auch Fabrikverkauf nennen, waren geboren. Außerdem begann der online Verkauf.
Online wird zum normalen empfohlen Verkaufspreis verkauft. Du findest Trigema Produkte übrigens auch auf Amazon*. Der eigene Online Shop wächst 15 – 20 % jährlich, denn es wird online immer mehr bestellt.
Testgeschäfte sind in Urlaubsorten in ganz Deutschland verteilt. Jeder, egal ob er aus Berlin, Hamburg oder Stuttgart kommt, lernt so Trigema Produkte kennen. Dort wird die Ware zum Händlereinkaufspreis verkauft, da verdient Trigema nichts dran. Durch den Verkauf soll die Produktion aufrechterhalten bleiben.
Hier sind einige Beispiele: Baiersbronn, Bad Krozingen, Ettenheim/Europa Park, Oberstdorf/Fischen, Garmisch, Bad Füssing, Büsum Nordsee, Timmendorfer Strand, Reimershagen/Rostock. Es gibt 45 Testgeschäfte und mehr wird es auch nicht geben.
Außerdem wurde die Produktpalette ausgeweitet. Die Kunden sollen alles kaufen können, was Trigema technisch herstellen kann!
Somit gibt es nun: Nachtwäsche, Unterwäsche, Polohemden & Freizeitkleidung
Ein besonderer Service von Trigema ist das personifizierte Besticken der Kleidung. Wenn du im Online Shop bestellst, kannst du das mitbestellen oder du kommst an einem der beiden verkaufsoffenen Sonntage in Burladingen vorbei – so wie wir 😉
Wir stellte Wolfgang Grupp auch die Frage, ob seine Mitarbeiter ortsunabhängig arbeiten dürfen oder ob er auf 100 % Anwesenheit im Büro besteht:
Da er nur 35 Mitarbeiter in der Verwaltung hat und alle anderen an ihren Maschinen arbeiten, sieht er nicht viel Potenzial in diesem Modell. Außerdem ist es für ihn wichtig, dass alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind.
Eine sehr großzügige Einstellung hat er wiederum zu den Kindern seiner Mitarbeiter. Diesen garantiert er einen Arbeitsplatz. Begrenzt werden auch Ausbildungsplätze angeboten, wenn evtl. mal alle voll sind, wird im nächsten Jahr ein Ausbildungsplatz angeboten.
In seiner Freizeit ist Wolfgang Grupp am liebsten zu Hause, entweder in Burladingen oder in seinem Jagdhaus im Allgäu. Dort hat er Ruhe und mal keine Hektik. Dann ist die Familie ganz unter sich. Er geht gern Spazieren und auf die Jagd. Er sitzt gern draußen und beobachtet die Tiere.
Heimat ist für ihn ein wichtiges Gut. Er sagt, schön sei es, wenn man sagen kann, man hat eine Heimat und man es zu schätzen weiß. Man weiß erst was Heimat bedeutet, wenn man mal keine mehr hat.
*Hierbei handelt es sich um einen Partnerlink. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier.
Kommentar schreiben