Wir hatten die amtierende Streuobstkönigin Verena Beuttler und die Streuobstprinzessin Saskia Fesenbeck vom Landkreis Böblingen im Interview.
Saskia hatten wir bei der Eröffnungsfeier vom Schönbuchturm kennengelernt, die dort als Botschafterin der Marke HEIMAT - Nichts schmeckt näher aktiv war.
Im Leben neben dem Streuobstamt sind Verena Elektronikentwicklerin und Saskia in der Ausbildung zur Augenoptikerin. Beide wurden im Oktober 2017 gewählt und haben das Amt für zwei Jahre inne.
Die Wahl wurde durchgeführt im Landratsamt durch den Landrat, die Fraktionsvorsitzenden, Vertreter der Obst- und Gartenbauvereine, Fachwarte, ihre Vorgängerinnen... alle zusammen, bildeten ein 12-köpfiges Wahlgremium. Die erst vier, später drei Kandidatinnen wurden mit Informationen zu den Streuobstwiesen versorgt und durften sich dann vorstellen. In Folge war die Wahl. Wichtig ist, dass die Amtsträgerinnen einen Bezug zu Streuobstwiesen haben bzw. welche im Familienbesitz sind.
Ihre Aufgaben
Sie sind Botschafterinnen der Wiesen und der Region Schönbuch/Heckengäu. Sie ermutigen jüngere Erben von Wiesen sich um ihre Wiesen zu kümmern. Sie geben Infos weiter, wie man an Wissen kommt und bewerben die Produkte sowie die Arbeit auf der Wiese als Entspannung.
Außerdem stehen sie für die vielen Wanderwege in der Region.
Verena hat im Jahr 2017 die vierwöchige vom LOGL angebotene Ausbildung zum Fachwart für Obst- und Gartenbau gemacht, ist somit bestens ausgebildet. In der Ausbildung war sie die jüngste Frau. In den letzten Jahren wurden einige Hundert Fachwarte ausgebildet. Weitere Kurse kann man über die Fachwartvereinigung machen.
Im Familienbesitz von Saskia befinden sich 8 bis 10 Bäume plus Jungbäume - Äpfel und Zwetschgen, die von ihrem Opa an ihre Mutter weitergegeben wurden. Auch ihre Mutter hat die Ausbildung zum Fachwart für Obst- und Gartenbau absolviert und Saskia ist seit ihrem 3. Lebensjahr auch mit auf der Wiese. Ihre Mutter hat ihr das Amt der Prinzessin näher gelegt.
Verenas Eltern haben Landwirtschaft und somit ist auch sie das Arbeiten auf der Wiese von klein auf gewohnt. Bei ihnen gibt es Zwetschgen, Äpfel, Birnen und Kirschen um den Hof herum und zusätzlich noch zwei Wiesen außerhalb. Dort stehen Hoch- und Halbstämme.
Hochstämme: Ab einer Höhe von 1,5 m fängt bei diesen Bäumen die Verästelung an.
Halbstämme: Ab einer Höhe von 1 m bis 1,2 m fängt bei diesen Bäumen die Verästelung an.
Spindelbäume: Da kommt man gut ohne Leiter ran.
Zusätzlich gibt es im Landkreis noch Walnussbäume.
Ein paar Zahlen
Es gibt 3000 verschiedene heimische Sorten im Landkreis Böblingen.
2015 wurden 6 Millionen Streuobstbäume in Baden-Württemberg gezählt.
1960 waren es noch 12 Millionen Bäume.
Die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen bringt heute kein großes Einkommen, doch als Hobby und Nebenerwerb sind sie wieder im Kommen.
Die Hochzeit der Streuobstwiesen war 1960/1970, da sie damals noch der Ernährung dienten. Dann kam die Industrie und die Menschen orientierten sich beruflich um. Die Ortschaften wurden größer, Bäume mussten weichen. Die verbliebenen Bäume verschlechterten sich vom Zustand her, da viele Menschen auch nicht mehr wussten, wie sie sich um die Bäume kümmern sollten, nicht wussten, wie sie richtig geschnitten gehören. Viele Bäume sind heute noch aus dieser Zeit.
Die Apfelsaftinitiative und die Marke HEIMAT - Nichts schmeckt näher unterstützen heute die Besitzer der Wiesen.
So kommt man eine Streuobstwiesen: Streuobstwiesen-Börse
Diese Arbeit fällt übers Jahr an
- Bäume schneiden im Winter (Januar, Februar, März) oder im Sommer (Juli, August) (ca. 45 Minuten pro Baum bei Saskia)
- Ernten (1 bis 2 Tage bei Saskia)
- Produkte verarbeiten z.B. Kuchen, Marmelade, einfrieren, mosten, schnapsen, saften (Bag in Box bzw. Landkreisapfelsaft)
- Wiese pflegen z.B. Mähen --> das übernehmen auch mal die umliegenden Bauern
Bag in Box entsteht vom eigenen Obst und der Landkreisapfelsaft ist ein Gemeinschaftsprodukt
Unter der Marke HEIMAT gibt es besondere Säfte z.B. mit Mango versetzt. Die Zutaten zu den Sondersäften wie Apfel-Mango sind alle fair importiert.
Konzentrat oder Direktsaft
Der Unterschied zwischen dem Streuobstapfelsaft und dem Saft aus dem Supermarkt ist, dass es im Supermarkt häufig Saft aus Konzentrat gibt. Das heißt, der Obstsaft wird in China eingekocht auf ein 2 prozentiges Konzentrat, nach Deutschland transportiert und hier wieder mit Wasser aufgelöst.
Finger weg vom Streuobst am Baum
Jede stibitzte Frucht ist Diebstahl und sollte den Besitzern gelassen werden. Sie haben so viel Arbeit übers Jahr und sollten daher auch ihren Lohn selbst ernten dürfen. Wer naschen will, sollte fragen und kann sicherlich beim Besitzer bei der Ernte helfen und somit auch zu den frischen Früchten kommen. Oder schau mal auf der Seite mundraub.org vorbei. Dort sind alle erlaubten Pflückstellen aufgelistet.
Warum heißt die Streuobstwiese Streuobstwiese?
Früher weideten die Tiere im Wald, statt auf der Wiese. "Der König" beanspruchte die Wälder später für die Jagd. Somit brauchten die Bauern eine Ausweichfläche. So kamen die Tiere unter die Bäume und das Obst wuchs auf der Wiese.
Das Verstreute leitet sich aus der Vielfalt der Sorten auf einer Wiese her und dass die Bäume nicht in Reih und Glied stehen, also verstreut.
Nutzen der Wiesen für die Tiere
Dadurch, dass die Wiesen extensiv genutzt werden, die Blumen also auch einmal zum Blühen kommen, können Vögel in den Wiesen brüten, Insekten haben ein Paradies zum Leben. 1300 Käfer und über 60 Schmetterlingsarten wohnen in einer solchen Wiese. Zusätzlich leben seltene Vögel in den Wiesen. Die Wiesen werden extra zeitversetzt gemäht, sodass die Tiere immer einen Ausweichlebensraum vorfinden.
Wo kann man Streuobstprodukte kaufen
- Online
- In Supermärkten: Real, EDEKA, Rewe, lokalen Getränkemärkte
Wenn du mal reinschnuppern möchtest ins Bewirtschaften einer Streuobstwiesen, dann wende dich an den Obst- und Gartenbauverein in deiner Nähe oder an den aus Böblingen, wie von Saskia empfohlen.
Die eingespielte Musik zum Zaubertrank stammt von MiReNa.
Kommentar schreiben
Manfred. (Sonntag, 05 Dezember 2021 17:10)
Leiter muss ich in den Letzten Jahren feststellen das, immer mehr Obst Geklaut wird,
Wir haben 5 Streuobstwiesen auch mit Walnussbäumen die mir komplett abgeräumt wurden.
Und auch späte Apfelsorten, wo ich wir sie selbst für die Familie hellen wollten, ist der Komplette Baum Abgeräumt worden.
Und wir nicht für andere die Bäume Pflegen, nur für die Anderen.
Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer, und wir ratlos sind was wir da machen Können, und auch kein Verständnis für solche netten Leute wo uns die ganze freute an den Streuobstwiesen nehmen.