Wie konzipiert man eine Wanderung?
Brauchst du nicht? Einfach hin und los?
Wir sind uns sicher, auch du planst:
- Wohin gehst du?
- Welchen Weg nimmst du?
- Wie lange wirst du unterwegs sein?
- Gibt es was zum Einkehren oder nimmst du Verpflegung mit?
- Wie ist der Weg beschaffen?
- Welche Schuhe ziehst du an?
- Nimmst du Stöcke mit?
- Usw.
Woher hast du all diese Informationen? Eben – aus deiner Planung
Klar kannst du aus einem Wanderführer, von uns oder aus einer anderen Quelle eine vorgeschlagene Wanderung machen, doch auch dafür ist einiges zu beachten und zu organisieren. Z.B. ist es eine Rundwanderung oder eine Streckenwanderung? Sprich kommst du zu deinem Ausgangsort zurück oder musst du dich um eine andere Art der Rückreise kümmern?
Und wir funktioniert es, wenn du eine Wanderung mit der Karte planen willst? Alleine kannst du, wenn du abenteuerlustig bist, einfach loslaufen und schauen, was passiert, doch wenn du mit einer Gruppe unterwegs bist, dann wollen meistens die Teilnehmer wissen, was sie erwartet, wo sie was zum Essen herbekommen und wie sie wieder zurückkommen. Gerade, wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bist, solltest du genau planen, denn meist fahren die an Wochenenden nur sehr selten oder es gibt Rufbusse, die man schon einige Stunden im Voraus organisieren sollte.
Somit heißt es Planen. Wie man die Gehzeit berechnet laut Wanderführerausbildung und wie man es noch machen kann, wenn man sich nicht ganz so viel Arbeit machen möchte 😉 verrate ich dir jetzt.
Also laut Lehrbuch brauchst du eine Wanderkarte, einen Zirkel mit zwei Spitzen, also einen Stechzirkel, der sich gut feststellen lässt, ein Lineal, Zettel, Stift und einen Taschenrechner.
Zur Karte: Diese sollte den Maßstab 1 zu höchstens 35.000 besser zu 25.000 haben. Das heißt 1 cm sind 350 oder 250 Meter. Die meisten Wanderkarten haben die braunen Höhenlinien eingezeichnet sowie Attraktionen unterwegs und man kann die Art der Wege und des Geländes ablesen also z.B. ob es durch Wald oder über freies Feld geht.
Um von der Karte den Weg abzumessen kommt nun der Stechzirkel zum Einsatz. Du stichst die eine Spitze am Start des Weges ein und nimmst in die Spanne mit der anderen Spitze das Wegstück, welches geradeaus geht, also bis zur ersten Kurve. Dort stichst du ein und drehst den Zirkel ohne ihn zu verstellen bis zum nächsten Wegstück und verlängerst die Zirkelöffnung. Das machst du, bis der Zirkel so weit aufgespannt ist, dass es nicht mehr geht. Merke dir nun genau, wie weit du warst mit Messen und miss die Zirkelöffnung entweder am Lineal nach oder lege ihn an den Maßstab deiner Karte. So kannst du errechnen, wie lang die bis jetzt gemessene Strecke ist. Diese Zwischenmessungen empfiehlt es sich auf jeden Fall aufzuschreiben. Mache dies dann für den Rest der Strecke.
Nun kommen noch die Höhenunterschiede dazu. Es geht ja bergauf langsamer voran als gerade aus oder bergab. Die Höhenunterschiede liest du an den braunen Linien auf deiner Wanderkarte ab - das sind die Höhenlinien. Schau mal in die Legende deiner Karte, da siehst du wie die Abstände sind und was dünne und fette Linien an Höhenunterschied bedeuten. Steht die Zahl, die die Höhenlinie beschriftet auf dem Kopf, so geht es bergab und steht sie richtig herum, dann geht es bergauf.
Wie soll das nun berechnet werden?
Ein Beispiel:
Deine Strecke bergauf ist 10 km lang, deine Strecke bergab ist 4 km, es sind 450 Höhenmeter zu überwinden und du weißt, dass deine Gruppe ca. 4 km in der Stunde läuft, weil sie zwar zügig unterwegs sind, doch gern mal für ein Foto stehen bleiben und so verrinnt die Zeit. Außerdem weißt du, dass sie bergauf 350 m in der Stunde schaffen und bergab 500 m pro Stunde.
Nun multiplizierst du die 10 km mit 60 – für die 60 Minuten einer Stunde - und teilst dies durch die 4 km. Nun weißt du, würde der Weg eben gehen, dann braucht deine Gruppe 150 Minuten.
Jetzt kommt noch der Aufstieg dazu. Die 450 Meter multiplizierst du ebenso mit 60 und teilst sie durch die 350 Höhenmeter, die deine Gruppe schafft. So kommst du auf gut 77 Minuten.
Die tatsächliche Gehzeit für den Aufstieg berechnet sich nun aus den 150 Minuten für die Strecke und die Hälfte der 77 Minuten für den Aufstieg. Warum die Hälfte? Die Formel besagt: die tatsächliche Gehzeit ist gleich die größere Teilzeit plus die Hälfte der kleineren Teilzeit. Da in unserem Beispiel die Strecke mit 150 Minuten und der Aufstieg mit 77 Minuten berechnet ist, setzt sich das also so zusammen. Somit brauchen wir für dieses Teilstück 188,5 Minuten.
Gleiches machen wir noch für den Abstieg. 4 km Abstieg mal 60 Minuten durch 4 km pro Stunde macht genau 60 Minuten. Die 450 Höhenmeter, die es abzusteigen gilt multiplizieren wir wieder mit 60 und teilen sie durch die machbaren 500 m pro Stunde. So kommen wir auf ein Ergebnis von 54 Minuten für den Abstieg. Auch hier gilt wieder größere Teilzeit plus die Hälfte der Kleineren. Also 60 plus die Hälfte von 54 Minuten. Das macht 87 Minuten. Somit kommen wir insgesamt auf 277,5 Minuten, was gut 4,5 Stunden sind.
Bevor ich diese Formeln kannte, ging meine Berechnung immer so: Es sind 14 km, man sagt ca. 5 km in der Stunde, also reichen 3 Stunden ja locker. Doch Pustekuchen, ich war immer länger unterwegs.
Wenn wir es ganz genau nehmen, müssten wir uns nun noch anschauen, wie der Weg ist, denn durch hohes Gras stapft man langsamer, als über eine geteerte Straße zu laufen, von der man schnell wieder weg will.
Und weil das alles viel zu umständlich ist, gibt es zum Glück heute digitale Hilfsmittel wie unser geliebtes Komoot. Darüber habe ich zum Beispiel meine Tour für Sonntag geplant. Ich wusste grob wo es lang gehen soll und habe dann Stück für Stück am PC meine Tour zusammengestellt und gespeichert. Komoot hat mir dann die Wegbeschaffenheit mitgeteilt, die Höhenmeter, die es zu überwinden geht, sowie eine Schätzung der Gehzeit.
Dazu kommen natürlich noch Pausen und auch die wollen vorbereitet sein. Entweder ihr kommt an einem Gasthaus vorbei oder ihr braucht eine schöne Stelle für eine Rast. Beim Gasthof checke die Öffnungszeiten und reserviere ggf. einen Tisch. Bei den Picknickplätzen in der Wanderkarte, hilft meistens nur vorwandern um dich über die Beschaffenheit zu erkundigen: ist das Gras gemäht, kann man gut sitzen, ist alles in Takt, gibt es eine Schutzhütte bei Regen oder zu viel Sonne usw.
Und da sind wir beim nächsten Thema, dem Vorwandern. Für eine Wanderung allein, macht das natürlich keinen Sinn, doch wenn du eine Gruppe führst und alles glatt laufen soll, schon. Doch woher die Zeit nehmen?
Meine Wanderung am Sonntag ist 24 Kilometer lang. Also selbst, wenn ich durchhetze, brauche ich dafür mindestens 5 Stunden. Die hatte ich aber diese Woche nicht. Somit habe ich überlegt: ein Stück mit dem Auto fahren wäre doof, weil es eine Rundwanderung ist und ich ja dann zum Auto zurück müsste. Mit dem Skateboard geht auch nur ein kleiner Teil, weil es viel durch den Wald geht. Mit meinem Speed Bike hätte ich auch keine Freude gehabt. Und so kam ich auf die großartige Idee mir Franks Mountainbike auszuleihen.
Ich also aufs Rad und habe mich über Wiesenwege, zum Schönbuch hoch, über Schotter und Wurzeln und sogar wirklich durch Schlamm jedoch nur in 2,5 Stunden auf den Weg gemacht. Ich sah hinter aus, wie ein waschechter Mountainbiker – von oben bis unter voller Schlamm, doch es hat Spaß gemacht.
Von Naturerleben und Beobachten war da zwar keine Rede, doch ich weiß nun genau, wo der Weg entlang geht, den ich online ausgeguckt hatte und der die ganze Zeit auf meinem Handy mitlief, ich weiß, wo wir Pause machen werden und wo es Möglichkeiten zum Abkürzen gibt. Außerdem habe ich erkannt, was unterwegs interessant sein könnte um über das ein oder andere Thema zu sprechen z.B. parat zu haben, warum ich nicht möchte, dass meine Teilnehmer die saftig roten Kirschen der Streuobstwiesen plündern. Der Grund: das ist nicht gestattet, weil das Obst den Besitzern der Bäume gehört und das somit Diebstahl ist. Das gilt übrigens auch für Obst, dass am Boden liegt.
Möchtest du mal vom Baum naschen? Dann schau mal auf mundraub.org vorbei, dort ist aufgeführt, wo es in deiner Region gestattet ist. Bei uns in Herrenberg sind das z.B. Mirabellen.
Also lass mich noch mal zusammenfassen, was alles zur Konzeption einer Wanderung dazugehört:
- Gehzeitberechnung ob old school oder digital
- Gedanken machen über Wetter und Ausrüstung
- Pausenplätze erkunden und ggf. reservieren
- An-, Abreise und Parkplatzsituation checken
- Interessante Dinge unterwegs erforschen und darüber mit Wissen glänzen
Noch ein Tipp, wenn du mit Gruppen unterwegs bist und du nicht immer an der Spitze laufen willst: Nimm dir eine Trillerpfeife mit und mach dich bemerkbar, wenn du merkst, dass jemand falsch abbiegt. Doch erzähle allen vorher davon, dass sie auch reagieren, wenn sie das Geräusch hören.
Hast du noch Fragen? Oder fällt dir noch was ein? Dann schreib es hier in die Kommentare.
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