Hamburg ist schön, doch für Wanderbloggerin Audrey Backhaus wegen des Wetters und des flachen Geländes wenig reizvoll. Seit ihrer Tour auf dem Jakobsweg muss sie mehrfach im Jahr mit ihrem Rucksack auf dem Rücken eine Strecke von mindestens 100 km und ein paar Höhenmetern unter die Wanderschuhe bringen. Im September 2020 erwanderte sie sich den Albsteig (HW1) von Donauwörth bis Tuttlingen. Was sie auf den 365 Kilometern erlebte, auf wen sie traf und was sie über Schwaben lernte, erzählt sie uns.
Wer ist Audrey Backhaus?
Audrey ist eine herzerfrischende Frau, die in Hamburg lebt und seit ihrer ersten Wanderung auf dem Jakobsweg Camino Frances 2016 von der Wandersucht befallen ist. Diese Tour war ein Kindheitstraum, den sie sich damals endlich erfüllte. Seitdem muss sie immer wieder losziehen - mit ihren Wanderschuhen und ihrem blauen Rucksack. Über ihre Touren, die seit 2020 hauptsächlich in Deutschland stattfinden, berichtet sie auf ihrem Blog Audrey im Wanderland. Ihr Motto ist "Läuft bei ihr". Die Beiträge sind herrlich unterhaltsam und machen Lust, die Wege selbst zu erwandern.
Wie es zur Fernwanderung auf dem Albsteig (HW1) kam
Den Albsteig hat sie durch Zufall als ihren Wanderweg für den Herbst 2020 entdeckt. Zum einen berichtete Christine Thürmer in einem Podcast Interview darüber, wie sehr sie den Hauptwanderweg 1 (HW1), den Albsteig mag und dann bekam sie die Empfehlung noch einmal von einer Blogger-Freundin aus der Region. Und wenn sich ein Weg so "aufdrängt", dann muss Audrey ihn einfach gehen. Nach etwas Recherche wurde sie in dieser Annahme bestätigt. Die Dichte an Burgen und Wanderheimen begeisterte sie und außerdem konnte sie von Hamburg aus mit dem Nachtzug anreisen.
Eckdaten der Fernwanderung
Der Albsteig führt entlang des nördlichen Albtraufs von Donauwörth nach Tuttlingen, wird deshalb auch Schwäbische Alb Nordrandweg genannt. Er ist 365 Kilometer lang und verläuft 8.900 m bergauf und 8.600 m bergab. Bei diesen Angaben muss man jedoch zusätzliche Abstecher zu Übernachtungsorten einkalkulieren.
Ihre detaillierte Etappenaufteilung kannst du auf ihrem Blog nachlesen. Audrey ging 16 Tage, wobei sie die erste Etappe von Donauwörth nach Harburg übersprang und einen Tag ein paar Kilometer mit dem Auto fuhr. Warum das geschah erzählt sie sehr bildhaft in der Podcast Episode 👇👇👇
Die Etappenplanung und Beschreibung vom Schwäbische Alb Tourismusverband findest du hier: www.schwaebischealb.de/albsteig
Im April 2021 erscheint im Rother Verlag eine überarbeitete Version des Wanderführers von Renate Florl über den Albsteig in 27 Etappen. Dieser Wanderführer gibt auch Hinweise, wie man sich den Weg in Tageswanderungen aufteilt, also wie man mit dem ÖPNV an- und abreisen kann. Sicherlich eine praktische Alternative für Leute, die keine 2 bis 3 Wochen frei nehmen können oder wollen ODER solange man unterwegs keine Übernachtungsmöglichkeiten findet.
Übernachten auf der Fernwanderung
Der Albsteig wartet mit vielen Naturfreudehäusern und Wanderheimen des Schwäbischen Albvereins auf die Wanderer. Zusätzlich besteht die Möglichkeit in Pensionen, Gasthäusern und Hotels zu übernachten. Dafür fallen mit Frühstück zwischen 45 und 75 € pro Nacht an. Bei den Wanderheimen sind die Tarife deutlich wandererfreundlich. Um auf der sicheren Seite zu sein, ein Bett zu bekommen ohne zusätzliche Kilometer laufen oder fahren zu müssen, empfiehlt es sich vorzubuchen.
Ausrüstung für die Fernwanderung
Ist man 16 Tage am Stück unterwegs wird der Rucksack zum besten Freund - sollte er zumindest. Audrey hatte ihren Jahre alten treuen Begleiter ihren 45 +15 l Deuter Rucksack dabei. Dort passte alles rein. Wanderstöcke waren auch dabei und sonst nur das Nötigste. Sie war unterwegs mit typischer Funktionskleidung, einem Stirnband (kein Hut - scheinbar aus Überzeugung) und festen Wanderschuhen.
Tagesablauf auf der Fernwanderung
Audreys Tage starteten mit einem ordentlichen Frühstück, wo sie sich gern ein zweites Brötchen für unterwegs mitnahm, da die gastronomische Infrastruktur auch Dank Corona nicht zu dicht ist. Dann war sie meist gegen halb 10 auf der Strecke und fluchte über den ersten Anstieg des Tages, da die Unterkünfte meist unterhalb des Albtraufs lagen.
Unterwegs gab es die ein oder andere Zigarettenpause, auch um die sagenhaften Aussichten zu genießen.
Am Nachmittag freute sie sich auf die kleine Überraschung, die ihre Wanderbegleitung für sie vorbereitete.
Die Ankunft am nächsten Quartier war zwischen 17 und 18:30 Uhr. Dann hieß es duschen, Klamotten waschen und etwas ordentliches zum Essen besorgen.
Gegen 22 Uhr war der Tag zu ende und sie schlief sich neue Kraft für den kommenden Wandertag an.
Begegnungen auf der Fernwanderung
Wer 16 Tage unterwegs ist und mit offenem Herzen durch die Welt wandert, der trifft automatisch auf Menschen, mit denen man ins Gespräch kommt. So war und ist es auch bei Audrey. Gleich zu Beginn lernte sie ihre Wanderbegleitung Oli kennen, der zufällig am gleichen Tag startete. Die beiden wurden zu einem super Team und verbrachten viel Zeit miteinander.
Weitere Begegnungen auf dem Weg gab es an den jeweiligen Unterkünften. Ein besonderes Highlight war eine Truppe im Boßler Haus, eine Frau bei Lichtenstein, die Audrey und Oli segnete und das Pächterpaar des Kiosks am Uracher Wasserfall. Dies sind nur einige der Begegnungen, von denen uns Audrey im Podcast Interview erzählte.
Tierische Begegnungen gab es zu ihrem Glück fast keine, außer einem kleinen Fuchs und Wildschweinen, vor welchen sie tierisch Schiss hat, hinter einem sicheren Zaun.
Audreys Fazit
Fernwandern macht süchtig! Der Albsteig ist ein Traumwanderweg wegen all seiner Aussichten, Burgen und vielen Wanderheime. Dennoch ist er nichts für Untrainierte, denn die Höhenmeter mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken fordern die Muskeln und Gelenke. Audrey wundert sich, dass der Albsteig nicht bekannter ist und ist gleichzeitig sehr froh darüber!
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