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5 Gastronomen berichten über die EhrenGastHaus Aktion im Donaubergland - Wertschätzung zählt mehr als jeder Euro - HVP119



Schwere Zeiten für die Gastronomen... Die Corona Krise hat alle zum Schließen verdammt, doch Walter Knittel vom Donaubergland hat sich etwas überlegt. Mit einem Gutschein, den der Gast heute kauft, soll den Gastronomen finanziell unter die Arme gegriffen werden. EhrenGastHaus heißt die Aktion und das Fazit von fünf Gastronomen ist überwältigend. Wir haben mit ihnen gesprochen. Sie sind enorm dankbar für die Idee und die Wertschätzung ihrer Gäste.

 

Kurzportrait der 5 interviewten Gastronomen

 

Hotel und Gasthaus Sonne Fridingen

 

Im Interview war Michael Hipp - Inhaber

Die Sonne wartet mit 20 Zimmern und knapp 100 Restaurantsitzplätzen auf. 2016 hat Michael das Haus von seinen Eltern übernommen und grundlegend saniert. Sein Fokus liegt auf regionaler und saisonaler Küche und auf der schwäbischen Gastlichkeit. Dazu gehören auch Naturmaterialien in den Gasträumen: Echtholz, Echtstein, Bilder aus der Region, Garderobenhaken aus Geweihen von heimischen Rehen usw. Kurze Wege stehen auf dem Plan, so auch bei den Speisen. Die Zutaten kommen quasi vom Bauern nebenan.

 

Was waren deine ersten Gedanken als es hieß, die Gasthäuser müssen schließen?

Zum einen war er froh, dass die Entscheidung abgenommen wurde. Vorab stand er vor der Frage, was er tun soll zum Wohle seiner Mitarbeiter und seiner Gäste. Dann war es wie ein Schlag in die Magengrube als eine Stornierung nach der anderen hereinkam. Klar kann er keinem böse sein, doch es schmerzt, wenn er jetzt in der leeren Gaststube sitzt und das während der Osterferien. Wie er dies wirtschaftlich verkraften wird, weiß er noch nicht. Ein Lieferservice würde sich nicht lohnen, da Fridingen sehr ländlich ist und er auch kein Equipment dafür hat.

 

Was kannst du der Situation Positives abgewinnen?

Zum einen kommt er zur Büroarbeit und nutzt die Zeit um in die Natur zu gehen. Er hat die Situation angenommen und genießt die Pause.

 

Wie blickst du in die Zukunft?

Michael blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Der Gästeboom wird kommen, doch was einmal weggefallen ist an Umsatz wird nie wiederkommen. Die Frage ist, wie können sie sich für den schwachen Winter wappnen? Die Auswirkungen dieser Monate wird er noch Jahre spüren. 

 

Hotel und Gasthaus Sonne Fridingen im Web

 

Irish Pub in Tuttlingen

 

Im Interview war Michael Steiger - Inhaber & Geschäftsführer

Das Irish Pub in Tuttlingen ist nicht allein, zwei weitere in Villingen und in Schwenningen gehören dazu, wobei das Irish Pub in Tuttlingen das zweitälteste ist. Es sind ca. 100 Personen beschäftigt und von der Umsatzstruktur fallen ca. 50 % auf Speisen und 50 % auf Getränke ab. Ab und zu gibt es Live Musik und natürlich schöne Biergärten vor allem in Tuttlingen direkt an der Donau.

 

Was waren deine ersten Gedanken als es hieß, die Gasthäuser müssen schließen?

Am Anfang dachte er, es sei ein böser Traum. Zeitweise haben sie noch den Mittagstisch verkauft und konnten somit die schon eingekauften Lebensmittel abverkaufen. Sie haben somit keine großen Mengen angeschafft. Er hat die Dramatik verstanden, musste lernen zu akzeptieren, dass er nichts machen kann und manches Mal hat er das Gefühl, es wäre Krieg, nur dass wir keine jungen Männer an die Front schicken müssen. Er macht sich natürlich auch Gedanken um seine Mitarbeiter und auch er hat sich gegen einen Außerhausverkauf entschieden, da der Aufwand größer wäre als der Profit. Alle Pubs sind somit geschlossen, Kühlschränke abgetaut, Maschinen ausgeschaltet - ein trauriges Bild.

 

Was kannst du der Situation Positives abgewinnen?

Die Menschen rücken etwas näher zusammen und auch zu den Mitarbeitern bekommt er wieder ein persönlicheres Verhältnis.

 

Wie blickst du in die Zukunft?

Er hofft, dass die Menschen wieder Lust haben auszugehen und lieber in der Heimat bleiben, statt gleich wieder in die Ferne zu schweifen.

 

Irish Pub in Tuttlingen im Web

 

Gasthaus zum Adler in Leibertingen

 

Im Interview war Peter Veeser - Inhaber, Geschäftsführer & Koch

Seit 22 Jahren führt Peter das Gasthaus oberhalb des Donautals gemeinsam mit seiner Frau, die auch Köchin ist. Es gibt wunderbar regionale Küche von Lieferanten aus dem Umland, serviert in der Stube mit 35 Sitzplätzen, im Café/Restaurant mit 60 Sitzplätzen, im Gewölbekeller und auf der Gartenterrasse. Außerdem machen sie Catering und ab Ostern haben sie mit einem Abholservice am Wochenende gestartet. Köstlichkeiten wie Heuduftbraten, vegetarische Maultaschen vom Reinfelder Schafsfrischkäse, Hirtenragout, Salat, Bärlauch-Cremesuppe, Spargel-Cremesuppe und Schafsjoghurt zum Dessert um mal ein paar zu nennen stehen auf der Speisekarte UND natürlich Claudia´s Schokokuchen. Peter arbeitet mit 6 Festangestellten und vielen Aushilfen sowie Auszubildenden.

 

Was waren deine ersten Gedanken als es hieß, die Gasthäuser müssen schließen?

Zu ist zu und es war auch gut zu begründen zum Schutz der Stammgäste. doch wie geht es dann weiter? Lebensmittelvorräte hatten sie zum Glück kaum, denn im Anschluss an Aschermittwoch haben sie immer Fischwoche und dann im Anschluss 10 Tage geschlossen. Gerade als es wieder losgehen sollte, kam die Schließung. Somit waren keine Vorräte vorhanden - Glück im Unglück also.

 

Was kannst du der Situation Positives abgewinnen?

Im Haus gibt es immer etwas zu tun - Laub vom Herbst entfernen, Terrasse bauen für die Mitarbeiter, Haustür neu streichen, Gartenterrasse abdampfen, das Entengatter frisch machen... die Arbeit geht nie aus.

 

Wie blickst du in die Zukunft?

Sie lassen die Zukunft auf sich zu kommen und warten ab. Wenn es wieder Zulauf gibt, müssen sie sich vermutlich erst wieder eingewöhnen, doch sie sind heiß auf das Sommergeschäft.

 

Gasthaus zum Adler in Leibertingen im Web

 

Berghaus Knopfmacher Fridingen

 

Im Interview war Katia Schill - Inhaberin & Mitgeschäftsführerin

Katia lebt zusammen mit Tobias Schill seit 20 Jahren auf dem Knopfmacherfelsen. Tobias hat das Haus von seinem Vater übernommen und der wiederum von seinem Vater, der das Haus vor 60 Jahren gebaut hat. Sie betreiben ein Ausflugslokal mit gut-bürgerlicher Küche, einem netten Team und einer grandiosen Aussicht ins Donautal. Zusätzlich zur Küche gibt es Kuchen und Eisbecher. Außerdem kann man übernachten und im letzten Jahr wurden durch einen Anbau weiter 11 neue Zimmer mit Wellnessbereich und Sauna hinzugefügt. Einen Lieferservice bieten die Schills nicht, denn die Lage ist zu weit ab vom Schuss und sie wollten keine Konkurrenz zu den anderen Gastronomen im Ort bilden, die bereits einen Lieferservice betreiben. Sie haben sich lieber in Renovierungsarbeiten gestürzt.

 

Was waren deine ersten Gedanken als es hieß, die Gasthäuser müssen schließen?

Der erste Gedanke war sch.... und dann hieß es Farbe und Fußboden kaufen und die 7 alten Fremdenzimmer renovieren.

 

Was kannst du der Situation Positives abgewinnen?

Sie können endlich mal die Aussicht vom Garten aus genießen. Der Tagesablauf ist viel ruhiger, sie haben Zeit morgens gemeinsam einen Kaffee zu trinken, essen Mittag im Garten und gehen mit dem Hund spazieren.

 

Wie blickst du in die Zukunft?

Sie haben gemischte Gefühle, die Abstandsregelungen können sie auf dem Knopfmacher vom Platz her gut einhalten, doch sie haben Respekt vor der Menschenmasse. Werden sie einen Bodyguard brauchen um die Gäste geordnet rein zulassen um die Regelungen einzuhalten? Sie ist zuversichtlich, dass es gut weitergehen wird.

 

Berghaus Knopfmacher Fridingen im Web

 

Gasthaus Rose Rußberg

 

Im Interview war Dieter Marquardt - Inhaber

Dieter betreibt das Gasthaus seit über 30 Jahren. Auch die Rose ist eine Ausflugsgaststätte mit schwäbischer Küche. Alles wird frisch zubereitet. Die Renner sind der Zwiebelrostbraten mit hausgemachten Spätzle und saisonal Spargel, Steaks und Salate, Wild aus dem heimischen Wald, Schlachtplatte uvm. Die Rose ist ein Familienbetrieb. Dieters Tochter arbeitet als gelernte Köchin mit sowie zwei Festangestellte und ca. 8 Aushilfen. Einen Abhol- oder Lieferservice betreibt er nicht, doch sein Weinhandel läuft ein klein wenig.

 

Was waren deine ersten Gedanken als es hieß, die Gasthäuser müssen schließen?

Der erste Gedanke war furchtbar. Das Aufräumen und Putzen fühlte sich an wie eine Geschäftsaufgabe. Nach gut 2 Tagen hatte er sich wieder gefasst und ist froh über die Unterstützung vom DEHOGA und heute berät er Kollegen über die aktuelle Situation.

 

Was kannst du der Situation Positives abgewinnen?

Viel gibt es nicht, außer der Gästebindung und zu erfahren, wie die Gäste zu einem stehen.

 

Wie blickst du in die Zukunft?

Er blickt positiv in die Zukunft, bekam auch schon die Rückmeldung seiner Gäste, dass sie endlich wieder kommen wollen.

 

Gasthaus Rose Rußberg im Web

 

Fazit zur EhrenGastHaus Aktion

 

Die einen waren skeptisch, andere sofort dabei, doch dass sie nichts zu verlieren haben, war allen klar. Und alle sind überwältigt vom Zuspruch ihrer Gäste aus nah und fern. Viele sind namentlich bekannt, über andere ist man überrascht und bei wieder anderen freut man sich auf ein Kennenlernen. Viele liebe, aufmunternde und wertschätzende E-Mails sind eingegangen und bei manch einem sogar kostendeckend Gutscheine verkauft wurden. Klar ist allen, dass die finanzielle Unterstützung nur ein Aufschub ist, doch was viel mehr zählt, als die Euros, ist die Wertschätzung. Sie gibt allen Mut und Zuversicht für die Zukunft, wann auch immer diese beginnt...

 

EhrenGastHaus - So funktioniert die Aktion

 

Alle teilnehmenden Gasthäuser findest du unter: www.donaubergland.de/gastgeber/ehrengasthaus/#sogehts

Wähle dort dein Lieblingsgasthaus aus und fordere per E-Mail den Gutschein direkt beim Gasthaus an.

Wie die Zahlung erfolgen soll, teilt dir dann das Gasthaus mit. Den Betrag von 50 € je Gutschein wirst du vermutlich "kontaktlos" auf ein Konto überweisen müssen.

Das Gasthaus lässt dir dann den Gutschein zukommen.

Wenn wir wieder dürfen, vereinbarst du einen Termin bzw. reservierst einen Platz als „Ehrengast“ und kehrst schließlich gemütlich ein.

Dabei gilt der 50 € Gutschein als Wertgutschein, den du in Essen, Getränke und Übernachtungen umsetzen kannst.

Einige Gastgeber haben sich bereits etwas Besonderes für ihre Unterstützer während der schweren Zeit einfallen lassen. Sage daher vorab Bescheid und zücke den Gutschein nicht erst beim Bezahlen.

 

Die Erläuterung als Podcast Interview mit Walter Knittel (Geschäftsführer der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH) kannst du in der Episode HVO116 nachhören.

 

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