· 

Immendingen: Wo die Donau versinkt - Wandern auf der DonauWelle am Naturspektakel - HVP091



Donaukreuzfahrt, Donauradweg, Donauwelle... hier geht es um den Ort, wo die Donau sich versteckt, einfach versickert und unterirdisch in den Bodensee verschwindet: die Donauversinkung bei Immendingen und die dazugehörige DonauWellen Wanderung. Bei der Aktion Wandern mit Biss von Best of Wandern waren wir auf Einladung der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH auf diesem Wanderweg unterwegs. Was es zu sehen bzw. nicht zu sehen gibt, das verraten wir jetzt.

 

Die DonauWelle - Donauversinkung 

 

Die DonauWelle Donauversinkung ist ca. 13 Kilometer lang und führt von Immendingen zum Vulkankrater Höwenegg, zur Doline Michelsloch, zu Aussichtspunkten ins Hegau und am Donauufer entlang.

 

Wir starteten unsere Wanderung am Wanderparkplatz Einödviadukt bei Möhringen und schauten uns das Naturspektakel gleich zu Beginn an. Hier ist im Sommer die Donau tatsächlich fast komplett verschwunden. Wir studierten all die Erklärungsschilder am Wegesrand und legten die ersten knapp 2 Kilometer auf dem Uferweg durch den Wald zurück.

 

Dann kamen wir an den Imbiss Nina's Essart, wo wir einkehrten. Mehr dazu kannst du hier lesen. Hier ist auch ein Parkplatz, sodass man die Rundwanderung auch von hier starten kann.

 

Von nun an führte uns der Weg bergauf zum Vulkankrater Höwenegg. Dieser Vulkan ist der nördlichste der Hegauvulkane, der vor ca. 10 Mio. Jahren noch aktiv war. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis 1970 wurden dann das vulkanische Gestein (Basalt) abgebaut. Danach entstand durch Oberflächenwasser ein See und seit 1983 ist der Höwenegg Naturschutzgebiet.

 

Das herrlich blaue Wasser lädt zum Baden ein, doch kommt man ersten nicht hinunter und zweitens ist es natürlich nicht gestattet.

 

Wir setzten unsere Wanderung fort und kamen an der Dachsmühle vorbei und an der Doline Michelsloch. Eine Doline entsteht, wenn der Boden unter ihr durch Wasser ausgewaschen wird und einstürzt. So entstand hier das Loch, welches vermutlich nach seinem früheren Besitzer benannt wurde, doch man weiß es nicht genau.

 

Weiter ging die Tour über einen recht naturbelassenen Weg, der immer wieder Ausblicke Richtung Hegau zuließ bis Hattingen, vorbei am Bahnhof und dann noch einmal durch den Wald zurück an unseren Parkplatz. 

 

Nur 280 Höhenmeter hatten wir überwunden und damit ist diese DonauWelle auch die, mit den wenigsten Höhenmetern. Ihr fünf Kollegen sind von anderem Kaliber und reichen bis zu 600 Höhenmeter (Donaufelsen-Tour).

 

Bei warmen Sommerwetter war die Tour ideal, doch bei Nässe würden wir sie nicht empfehlen.

 

Wie kommt es zur Donauversinkung?

 

Der Grund dafür ist das Karstgestein der Schwäbischen Alb, welches aus wasserlöslichem Kalk besteht Darin versickert das Wasser und fließt unterirdisch weiter, um dann in der nur 12 Kilometer entfernten Aachquelle wieder zu Tage zu treten. „Problem" ist nur, dass die Aach in den Bodensee fließt und das Wasser somit über den Rhein in der Nordsee landet.

 

Herausgefunden hat man dieses Phänomen, welches schon seit über 1000 Jahren bekannt ist, 1877 durch Färbemittel im Wasser. So konnte man sehen, dass das Wasser ca. 3 Tage braucht, bis es wieder zu Tage tritt und vor allem wo es wieder auftaucht. 

 

So kann es also vorkommen, dass man ein leeres Flussbett vorfindet. Weiter im Flussverlauf füllt der Krähenbach als Hauptzufluss die Donau jedoch wieder. Problematisch ist tatsächlich, dass die Anzahl der Tage im Jahr, die die Donau hier kein Wasser führt, ständig zunehmen, weil sich das Gestein immer mehr auswäscht. Waren es um 1918 ca. 60 Tage im Jahr, 1930 150 Tage und inzwischen ist das Flussbett über ein halbes Jahr hinweg ohne Wasser und man kann darin spazieren gehen.

 

Diese Versickerung ist hier ein punktuellen Phänomen, doch auf das Flussnetz aus Donau, Rhein und die Zuflüsse gesehen, ist dies ein viel größeres. Flüsse sind nämlich gar nicht so stabil, wie wir glauben. Früher waren die Quellflüsse der Donau noch in den Alpen und die des Rheins nördlich von Freiburg. Doch über die Jahre hat sich dies verlagert. 

 

Punkte markieren heute die Europäische Wasserscheide, doch diese verlagert sich immer noch. An diesen Stellen "entscheidet" sich das Wasser, in welche Richtung es fließt - ob Richtung Rhein oder Donau. Durch die Kürze des Rheins bis zur Nordsee ist das Fließgefälle recht hoch und somit zieht der Rhein das Wasser an sich.

 

Nicht nur Naturphänomen auch Wirtschaftsproblem

 

Klar ist, dass die Industrie an der Donau Wasser braucht. Mühlen, Gerbereien und sonstige Handwerksbetriebe waren so sehr in Gefahr, dass man über eine Versiegelung des Donauuntergrunds nachgedacht hat. Das fand die Industrie an der Aach wiederum nicht so toll, da sie auf das Donauwasser angewiesen sind.

 

1925 klagte Württemberg sogar vor dem Staatsgerichtshof um eine Entscheidung zur Pflege und Verdichtung der Donau zu erzwingen.

1937 wurde das Donau-Aach-Gesetz erlassen, welches dem Reichsminister die Rechte zur Entscheidung von notwendigen Maßnahmen und zur Kostenübernahme gibt.

Seit 1967 gibt es einen Kanal zwischen Immendingen und Möhringen, der bei Niedrigwasser dafür sorgt, dass Tuttlingen auch im Sommer an der Donau liegt und nicht an der Krähenbach-Elta. Diese beiden kleinen Flüsschen liefern bei Vollversickerung das komplette Wasser im Donaubett. 

 

Was machen die Fische ohne Wasser?

 

Die einzige Chance der Fische ist sich in die Regionen zu begeben, die auch im Sommer noch Wasser haben, da es auch kaum natürliche Flussauen gibt, wo sie auch noch eine Chance hätten. Schaffen sie das nicht, sieht es schlecht aus, da auch bei wenig Wasser der Sauerstoffgehalt sinkt. 

 

In der Möhringer Donau wurden dennoch 25 Fischarten nachgewiesen. Sie scheinen sich also gut angepasst zu haben.

 

 

Unnützes Wissen:

Zwischen Möhringen und Tuttlingen verlief die frühere Grenze zwischen Baden und Württemberg und die Badener meinten, die Donau würde lieber versinken, statt nach Württemberg zu fließen...


Kommentar schreiben

Kommentare: 0