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Wie entsteht ein Wanderbuch? - Interview mit Dieter Buck - Autor von mehr als 130 Wanderbüchern - HVP066


 

Hast du dich schon einmal gefragt, wie all die Wanderbücher entstehen? Wer denkt sich die Touren aus? Wer macht die Fotos und wie lange dauert es eigentlich bis so ein Buch fertig ist?

Diese und noch viele weitere Fragen durfte ich Dieter Buck stellen. Er hat über 130 Wanderbücher geschrieben und natürlich die Strecken vorher abgewandert. 

 

Dieters Geschichte vom Redakteur zum Buchautor

 

Vor vielen Jahren hatte Dieter einen guten Kontakt zur Stuttgarter Zeitung und hat als Wanderbegeisterter fleißig die wöchentlichen Wandertipps gesammelt. Als diese mit einem Mal aufhörten, fragte er nach und erfuhr, dass der ursprüngliche Autor die Tipps nicht mehr liefern konnte. In seinem jugendlichen Leichtsinn, wie er selbst sagt, bot er an, diese Aufgabe zu übernehmen und fortan verfasste er wöchentlich diese Tipps.

 

Einige Jahre später kam ihm der Gedanke all die Tipps in einem Buch zusammenzustellen. Er fragte beim Deutschen Wanderverlag an. Zufälliger Weise hatte im selben Moment der Autor des Wanderführers Schwäbische Alb auch altershalber aufgehört und so übernahm Dieter diese Aufgabe. Er begleitete dieses Wanderbuch von der 8. bis zur 20. Auflage. 

 

Was passiert zwischen zwei Auflagen eines Buches

 

Eine neue Auflage eines Buches wird angefangen, wenn die vorherige Auflage aus geht. Liegen nur wenige Monate zwischen den Auflagen, wird nicht viel angepasst. Ist der Zeitraum jedoch größer - vier bis fünf Jahre, so müssen die Wege überprüft werden. Da sich Ortschaften schnell verändern, müssen hauptsächlich die Wege aus Orten heraus und wieder hinein überprüft werden. Im Wald ändert sich nicht viel, außer ein Weg musste umgelegt werden, wie zum Beispiel der Hauptwanderweg 5 des Schwäbischen Albvereins auf Grund des Baus des Schönbuchturms. Dort sollte dieser natürlich vorbei gehen.

Außerdem müssen Internetlinks überprüft werden.

 

Wie wählt Dieter die Touren aus?

 

Es gibt verschiedene Ansätze. Entweder ein Buch bezieht sich auf eine Gegend oder auf ein Thema. Dieter hat sich zum Beispiel mit Quellenzielen, Sagenzielen und Burgenzielen beschäftigt. Bearbeitet der eine Region, dann ist sein Anspruch aus jeder Ecke der Region eine Tour im Buch zu haben. Er nimmt sich die Wanderkarte vor und schaut sich die Region an. Da er sich zusätzlich super auskennt, erschließen sich ihm die Wanderungen von allein. Er hat bestimmte Sehenswürdigkeiten im Blick und legt den Weg dann je nach gewünschter Länge drum herum. Ausgeschlossen werden Ecken mit zu viel Industrie und auch nur Wald findet Dieter langweilig. Außerdem versucht er sich an ausgeschilderte Wege zu halten, denn diese lassen sich besser für den Leser zum Nachvollziehen beschreiben. 

 

Von der Wanderidee bis zum Buch

 

Nachdem Dieter die Touren auf der Karte ausgewählt hat - kommt vermutlich der beste Teil seiner Arbeit. Er fährt hin und wandert die Tour ab. Pro Tour braucht er einen Tag. Noch einmal hin muss er nur, wenn es nicht geklappt hat, die schönsten Fotos zu machen oder, wenn das Wetter nicht gestimmt hat. Unterwegs macht er sich Notizen zu Wegnahmen und Wegschildern oder Hausnummern und schießt Fotos. 

 

Zu Hause setzt er sich hin und beschreibt die Wanderung.

 

Die Eckdaten wie Höhenprofil und Weglänge misst Dieter auf verschiedene Weisen. Zum einen greift er die Entfernung mit dem Zirkel von der Karte ab und misst unterwegs mit einem GPS Gerät. Die Daten weichen jedoch immer voneinander ab und er verlässt sich lieber auf die Karte. Die Höhenunterschiede misst er mit dem Höhenmesser. Bei den Zeiten kann er sich nicht so recht an sich selbst orientieren, da er schneller wandert als andere, jedoch häufiger stehen bleibt um Fotos zu machen. Er geht von 4 km in der Stunde und 400 Höhenmetern aus.

 

Dieters Fotoausrüstung

 

Er ist mit einer Canon EOS 5D unterwegs und hat ein Zoomobjektiv. Auch wenn er lieber mit Festbrennweitenobjektiven unterwegs wäre, so siegt hier das Gewicht und das Vermeiden des Verdreckens des Sensors beim Objektivwechsel.

 

Wenn der Inhalt seht

 

Da Dieter die Bücher im Vorfeld mit dem Verlag abspricht, hat er einen Abgabetermin z.B. im September/Oktober. Dann erscheint das Buch im Frühjahr. Er sendet also meist weit vor Termin seine Texte, Fotos und Kartenvorlagen an den Verlag. Der Text geht dann zum Lektor. Dieser prüft die Zeichensetzung und Rechtschreibung und prüft auf inhaltliche Korrektheit. Er fährt den Weg auf der Karte ab, prüft ob die Angaben zu Wegmarkieren und an Abbiegungen stimmen und die Fakten zu Sehenswürdigkeiten. Die Fotos werden bearbeitet und die Karten gehen an den Grafiker. Nachdem alle durch sind, bekommt Dieter alles zurück um gegenzuprüfen. Dann geht es ins Layout. Im Anschluss prüft Dieter wieder, verfasst noch Bildunterschriften und dann geht es in den Druck.

 

Die Kehrseite des Jobs als Wanderbuchautor

 

Es gibt Termine, die man einhalten muss und wenn das Wetter nicht mitspielt, dann muss man auch bei Wind und Wetter raus.

 

Zwei Buchempfehlungen für schmuddeliges oder bestes Winterwetter vom Silberburg-Verlag:

 

1. Wandertouren mit Schirm und Charme - 31 Schmuddelwetterziele

Zu jeder Wanderung gibt es Fotos mit dem orangen Regenschirm - denn der war immer dabei. Abgewandert ist Dieter alle Touren bei Schmuddelwetter und hat dies mal nicht geklappt, dann musste er noch einmal hin um die passenden Fotos zu machen. Er schwärmt übrigens über das Fotografieren bei leichtem Regen, denn die Farben kämen dann noch viel besser zur Geltung.

 

Dieters generelle Empfehlung für Schmuddelwetter ist im Wald zu wandern, da dort der Regen und Wind von den Bäumen gedämpft wird. Sein Lieblingswald ist der Schwäbische Wald. Der ist zwischen Schrondorf, Backnang, Lorch und Schwäbisch Hall zu finden.

 

Die Touren sind nicht so lang, dafür gibt es immer etwas zu sehen, denn nur Wald ist ja langweilig.

 

Winterwandern in Baden-Württemberg

Winterwanderungen sind kürzer als andere. Bei der Auswahl muss sich Dieter besonders gut auskennen, denn er muss wissen, welcher Weg gut frequentiert ist und wo im Winter geräumt wird. 

Geplant war für das Buch übrigens ein Zeitraum von fünf bis sechs Jahren, da Dieter glaubte, er würde nicht genug Schnee bekommen um seine Touren abzuwandern und sie zu fotografieren. Doch im ersten Jahr bereits kam im März noch so viel Schnee, dass er das halbe Buch schon fertig bekam. Und im zweiten Jahr kam der Schnee wieder und schon war das Buch fertig. Zwei Schneeperioden von ca. 14 Tagen haben ihm ausgereicht um alle Wanderungen fertig zu bekommen.

 

Aufbau der Beschreibung von Wandertouren

 

Name, Eckdaten, Ausgangspunkt, Schwierigkeitsgrad, Kurzinfo, empfohlene Karte und Kartenausschnitt, Vermerk zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Fotos, Beschreibung der Tour, Informationen zu wichtigen Dingen an der Tour und Tipps für unterwegs

 

Touren mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln

 

Auch wenn es am Wochenende nicht immer einfach ist, doch hat Dieter auch einige Bücher so konzipiert, dass man mit den Öffis hinkommt und nach einer Streckenwanderung auch wieder zurück. Er hat vier Bücher mit dem VVS um Stuttgart, eines mit dem DING um Ulm, eins mit dem KreisVerkehr um Schwäbisch Hall und eins mit dem HNV um Heilbronn geschrieben.

 

Auch mit bwegt hat Dieter zusammengearbeitet und in 2018 3 Wandertouren konzipiert. Dazu gibt es Blogeinträge und sogar Filme von professionellen Kamerateams.

 

Über die 21 Wanderwegen unter dem Titel hochgehberge - zum Runterkommen werden wir später ausführlich berichten.

 

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